Anlass und Ziel
Die Region „Nördliches Fichtelgebirge“, bestehend aus den Gemeinden Kirchenlamitz, Marktleuthen, Oberkotzau, Röslau, Schwarzenbach a.d. Saale, Schönwald, Sparneck, Weißenstadt und Zell im Fichtelgebirge (im Folgenden mit NöFi bezeichnet) wurde 2020 vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr (StMB) im Rahmen des Modellprojekts „Smart Cities Smart Regions“ als Modellprojekt ausgewählt. Als Modellregion erhielt das NöFi die Möglichkeit ein Integriertes Digitales Entwicklungskonzept (IDEK) zu entwickeln. Ziel des IDEKs ist eine individuell auf die Region zugeschnittene und langfristige Digitalisierungsstrategie mit räumlichem Bezug. Wesentliche Bestandteile des IDEKs sind zum einen klare Zielsetzungen und ein starkes Leitbild und zum anderen praxisnahe Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen für eine Entwicklung hin zu einer intelligenten, digitalen und interkommunal kooperierenden Region.
Das IDEK übernimmt die Funktion einer Fortschreibung des Interkommunalen Entwicklungskonzepts (IEK) aus dem Jahr 2006. Während das IEK insbesondere den demografischen und wirtschaftsstrukturellen Wandel in der Region adressiert und die hieraus resultierenden Handlungserfordernisse und nötigen Umbaumaßnahmen formuliert, ist das erklärte Ziel „die Einleitung eines Transformationsprozesses, in dem notwendige Umbaumaßnahmen im baulichen und städtebaulichen Bereich mit entwicklungsfördernden Maßnahmen in anderen Bereichen wie Wirtschaft, Tourismus und Soziales verknüpft sind“ (IEK, 2006).
Ein Fokusraum des IEKs waren die großflächigen Gewerbebrachen der ehemaligen Winterling-Porzellanfabriken. Mit der Gründung eines gemeinsamen Kommunalunternehmens (gKU Winterling Immobilien) und Mitteln der Städtebauförderung (SBF) konnten hier unterdessen beachtliche Fortschritte erzielt, Transformationen angestoßen und neue Nutzungen angesiedelt werden. Die Industriebrache des Summa-Geländes in Oberkotzau wurde unterdessen in ein attraktives Freizeitgelände umgewandelt.
Die Leerstandproblematiken im Geschosswohnungsbau mit geringem Wohnstandard, Funktionsverlusten in den Ortskernen und allgemeine Versorgungsmängel sind Themen des IEKs, welche auch weiterhin von hoher Relevanz für die Region sind und im IDEK entsprechende Berücksichtigung erfahren. Als Ursache wird im IDEK jedoch nicht ausschließlich die demografische Veränderung gesehen, sondern auch der gesellschaftliche und technologische Wandel mit in die Betrachtung einbezogen, wodurch neue Optionen und Lösungsansätze generiert werden können.
Das Thema einer alternden Gesellschaft behält jedoch unveränderte Relevanz und wird auch im IDEK unter Berücksichtigung neuer technischer Möglichkeiten adressiert.
Auch die Problematik von Wegzügen und damit einhergehendem Fachkräftemangel hat weiter Bestand. Die Digitalisierungsstrategie als solche und dem damit eingeleiteten Umbau des NöFis hin zu einer intelligenten, vernetzten und digitalen Region wird als zentraler Hebel zur Attraktivitätssteigerung und Zukunftsfähigkeit der Region verstanden.
Der gesellschaftliche Wandel, neue Arbeitsmodelle und nicht zuletzt der technologische Fortschritt mit Möglichkeiten des Remote-Arbeitens eröffnen gänzlich neue Perspektiven für die Region. Während die Wichtigkeit der digitalen Präsenz des NöFis im Internet aus wirtschaftlichen und touristischen Gesichtspunkten im IEK bereits benannt wurde, wird bspw. die Mobilfunkabdeckung oder der Breitbandausbau noch gar nicht thematisiert.
Diesen „blinden Fleck“ möchte das IDEK mit der vorliegenden Fortschreibung schließen.
Auf digitale Lösungsansätze wird im IEK lediglich an zwei Stellen in Form von „digitalen Wanderkarten“ (IEK, S. 387, 394) Bezug genommen.
Die zwischen den beiden Planwerken liegende Zeitspanne ist geprägt von einem rasanten technischen Fortschritt. Rechengeschwindigkeiten und Datenübertragungsraten haben sich um ein Vielfaches gesteigert. Die Entwicklung und massenhafte Verbreitung des Smartphones bspw. hat erheblichen Einfluss auf alltägliche Praktiken, auch im NöFi.
Das IDEK erhebt den Anspruch, diese technischen Möglichkeiten und Chancen in einer kohärenten Betrachtung des NöFi-Raumes miteinzubeziehen und versteht die Digitalisierung als wichtigen und ergänzenden Baustein für eine nachhaltige und zukunftsfähige räumliche Entwicklung der Region.